Compact card

Background information 3: Warum funktionieren Kardierstreifen?(German)

Eine normale Krempel hat am Haupttambour einen Garniturwinkel von ca. 15°. Ein aggressiverer Garniturwinkel würde die Übergabe der Fasern z. B. an den Doffer verhindern und zu einer Kürzung der Fasern führen. Die Arbeitergarnitur ist sehr aggressiv, ca. 45°. Die Kardierung findet so zwischen 15 und 45° statt. Also total mindestens 60° Aggressivität. Aus dem Arbeiter werden die Fasern durch den schneller laufenden Wender herausgelöst und wieder dem Tambour übergeben. Dass sich der Arbeiter dreht, hat nur den Zweck, dem Wender die Fasern zuzuführen. Auf die Kardierwirkung hat die Relativgeschwindigkeit zwischen Arbeiter und Tambour keinen Einfluss. Die mit ca. 1000 m/ min am Zylinder mitdrehenden Fasern merken nicht, ob der Arbeiter 100 Umdrehungen oder 0 Umdrehungen macht.

Bei den feststehenden Kardiersegmenten haben die Garnituren eine maximale Aggressivität von 5°. Zusammen mit einem aggressiven Tambour von mindestens 15° oder besser 30° und 45° sorgt dies dafür, dass die Kardierstäbe sich nicht zusetzen und eine Kardierwirkung erzielt wird. Die aggressivere Tambourgarnitur zieht die Fasern aus den Kardierstäben. Die totale Aggressivität beträgt nur 20 - 50°. Die feststehenden Kardiersegmente behandeln die Fasern weniger aggressiv als Arbeiter/ Wender. Die Kardierung ist schonender. Es ist deshalb auch nicht verwunderlich, dass auch Stapelfasern mit 100 mm Stapellänge mit Kardiersegmenten gut kardiert werden können.

Ein sehr bekannter Wollspinner setzt Deckelkarden mit Kardiersegmenten für Kaschmirwolle ein. Der Einsatz der Kardiersegmente bedarf Erfahrung. Ein einfaches Austauschen von Arbeiter/ Wender durch Kardiersegmente wird keinen Erfolg bringen.

Warum eine Abwurfwalze bei der aerodynamischen Karde und nicht einfach von der Turbowalze abwerfen?

Es gibt 3 Möglichkeiten, Fasern von einer Walzengarnitur zu entfernen:

  1. Ein Luftstrom, der bedeutend schneller ist als die Umfangsgeschwindigkeit der Walze.
  2. Eine nicht aggressive Garnitur, die die Fasern nicht festhält.
  3. Eine weitere Walze, die mit einer deutlich höheren Umfangsgeschwindigkeit läuft und die Fasern abnimmt.
  4. Extrem hohe Geschwindigkeiten. Abwurf durch Zentrifugalkraft..

Bei einigen älteren, also dynamischen Vliesbildnern sind auf dem Abwurfzylinder Kardierelemente aufgebracht.

Dies führt zu faulen Kompromissen. Damit die Kardiersegmente gut arbeiten (Kardieren und nicht Zusetzen), muss die Garnitur am Tambour möglichst aggressiv sein. Eine aggressive Garnitur hält jedoch die Fasern fest, so dass sie mehrfach umlaufen und so Nissen bilden. Die in der Praxis realisierten Luftströme sind zu langsam, um eine gute Ablösung zu gewährleisten. Hohe Drehzahlen bewirken bei einer aggressiven Garnitur kein gutes Abwerfen, da die Fasern durch den Luftstrom oft noch mehr an die Garnitur gepresst werden. Da die Fasern leicht sind, steigt der Einfluss der Reibung Faser/ Garnitur deutlich schneller als die Zentrifugalkräfte an.

HERGETH hat bei aerodynamischen Vliesbildnern dem letzten Tambour mit aggressiver Garnitur und Kardiersegmenten eine spezielle Abwurfwalze nachgeschaltet.

Diese übernimmt durch höhere Umfangsgeschwindigkeit die Fasern und wirft sie dank nicht aggressiver Garnitur ab. Es wird nur sehr wenig Leistung für Luft, etwa 4 kW/ m,  zum Festhalten der Fasern auf dem Sieb benötigt, und der Tambour kann mit Kardiersegmenten optimal zusammenarbeiten. Das gebildete Vlies ist in der Regel bei gleichem Gewicht voluminöser als mit althergebrachten Verfahren hergestellte Vliese.